Nádasdy Schloss in Sárvár

Geheimnisvolles Sárvár

Grau in Grau hat sich neulich die westungarische Stadt Sárvár gezeigt. Aber nicht, weil ihr Name übersetzt „Schlammburg“ bedeutet. Der weist vermutlich auf ihre Lage im Sumpfland zwischen den Flüssen Güns und Raab hin. Grau auch nicht im Sinne von grauslich, aufgrund gruseliger Details aus der Stadtgeschichte. Reiht sich doch zu den ehemaligen Schlossherrinnen auch die legendäre Blutgräfin, die 600 junge Frauen ermordet haben soll.

In seiner mehr als 500-jährigen Vergangenheit hatte das Schloss Sárvár durchaus auch ruhmreiche Hausherren, wie den Nádasdy Tamás. Nicht nur, dass er ein prunkvolles Wasserschloss errichten ließ und dort den Mittelpunkt seiner mehrere Komitate umfassenden Herrschaft gründete. Unter seiner Stadtherrschaft wurde Sárvár auch zum kulturellen Zentrum mit einer Schule und einer Druckerei.

Seinem Sohn, Nádasdy Ferenc II., ist im Innenhof des Schlosses ein Gedenkstein gewidmet: für die erfolgreiche Verteidigung der Stadt gegen die Türken im 16. Jh. Bei den Angreifern war er als besonders grausamer „schwarzer Beg“ (Ritter) berüchtigt. Der Geehrte war übrigens der Gemahl besagter Mädchenjägerin. Aus einer weiteren Inschrift lässt sich ein Umbau der Schlossanlage unter den Wittelsbachern herausdeutschen. Sie haben Schloss Sárvár bis ins frühe 20. Jh bewohnt.

Heute ist das Schloss städtisches Kulturzentrum und beherbergt das Nádasdy Museum und einen Kindergarten. Innerhalb der alten Verteidigungsmauern präsentiert der zeitgenössische Bildhauer Németh Mihály seine Skulpturen so eindrücklich, dass der Stein unter den Witterungseinflüssen lebendig zu werden scheint. Auch die mörderische Gräfin soll noch umhergeistern. Als Strafe für ihre Bluttaten hat man sie nämlich angeblich eingemauert.

Dass das nicht in Sárvár passiert ist, darüber hat sich die Mari gut informiert, bevor sie in der Morgendämmerung mutterseelenallein durch die geheimnisvolle Teichlandschaft hinter dem Schloss spaziert ist. Nur zwei hölzernen Figuren ist sie dort begegnet. An einem Ufer hat sie ein altungarisches Heldengrab entdeckt. Beim Bootshaus ist ihr die Vorstellung nur schwer gelungen, dass dort bald wieder Ruderboote schaukeln werden.

Geschaukelt hat sich die Mari aber erst mal ausgiebig auf dem Liegestuhl im Thermalbad. Dann hat sie genüsslich im 38 Grad warmen Wasser geplatscht und dabei in den vernebelten Eichenwald der Umgebung geblickt. Grau kann so herrlich sein!