Auf den Spuren der Árpáden

Jetzt hat die Mari ihre Nase auch in die ungarische Geschichte gesteckt und dabei ein paar sehenswerte Orte entdeckt:

Und zwar im Komitat Somogy, südlich des Balaton, der zu der Zeit, als der Großfürst Árpád die ersten Magyaren ins Land geführt hatte, viel größer als heute war. Damals reichte der Plattensee nämlich bis Somogyvár, das heute mehr als 20km vom Südufer entfernt ist. Sogar ein Hafen lag da westlich des Kupavárhegy, einer plateauförmigen Erhebung, die der Árpádenspross Koppány, der Kahlköpfige, als Residenz wählte.

Eines Tages in den 1080er Jahren ging dessen Enkelsohn László im Wald auf die Jagd, als sich ihm ein riesiger Hirsch in den Weg stellte. Der begann prompt zu sprechen: „Hier an dieser Stelle sollst du eine Kirche bauen. Und nach deinem Tode wirst du darin Ruhe finden.“ So geschah es: 1091 wurde die Kirche geweiht und später darin der 1095 verstorbene König László bestattet.

Heute ist der Ort nationale Gedenkstätte. Von einem 17m hohen Stahlturm hat die Mari die Reste der dreischiffigen Basilika mit dem einstigen königlichen Grabmal sowie den Grundriss des zwischen dem 12. und 14. Jh angebauten Klosters überblicken können. Das alles vor dem herrlich malerischen Panorama der Somogy-Landschaft. Über Treppen und Stege ist sie dann zum St.-László-Museum spaziert, wo sie in recht monumentalem Rahmen über die Ausgrabungen erfahren und Funde bestaunt hat.

Du darfst dir die Umgangsformen unter den Mitgliedern der Árpáden-Dynastie nicht so familiär vorstellen, hat doch der Ungarn-König István seinen glatzköpfigen Cousin, den Großvater Lászlós, wenig liebevoll aus Somogyvár entfernt. Angeführt wurden die Männer gegen Koppány von einem gewissen Ritter Vencelin von Wasserburg, der im Gefolge der bayrischen Prinzessin Gisela anlässlich ihrer Vermählung mit István nach Ungarn gekommen war.

Von diesem Vencelin stammte die Rád-Familie ab, die sich in Látrány niedergelassen hatte und dort im 12. Jh eine Kirche erbauen ließ. Der Bau wurde mehrmals erweitert, bevor er im 16. Jh den Verwüstungen durch die Türken zum Opfer fiel. Teile der ursprünglichen Ziegelkirche mit ihren imposanten Stützpfeilern und der gebogenen Apsis hat die Mari jetzt inmitten eines verträumten Friedhofs in der Rád-Puszta, rund 5km von Balatonszemes entfernt, entdeckt. Sehr idyllisch.

Sie gehört zu einer von sechs Siedlungen, die vermutlich von Mitgliedern des Koppány-Zweiges aus dem Árpáden-Clan im Somogy gegründet wurden. Auf ein weiteres Dorf aus jener Zeit deutet heute nur noch ein Kirchturm hin. Der Pusztatorony (Puszta-Turm) macht mitten in einem Feld in der Nähe von Somogyvámos auf sich aufmerksam. Die Kirche wurde im 13. Jh in Urkunden der Abtei von Pannonhalma erwähnt. Der Name der dazugehörigen Ortschaft ist mittlerweile in Vergessenheit geraten.

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